Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.
Schauen Sie auf unseren Datenschutz für mehr Informationen.
mit meinen
augen sehen
lag paul appel
Paul Appel
Arbeitsfan
Diakoniegesellschaft Arbeiten und Wohnen mbH
Dessau - Kochstedt
Sie hören die Geschichte von Paul Appel vorgelesen von Christian Tylsch.
Herr Tylsch ist seit 2021 Landrat des Landkreises Wittenberg. Im Zeitraum vom 23. September – 11. Oktober 2024 war „Mit vielen Augen – Die Ausstellung“ in den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung in Wittenberg zu sehen. Herr Appel unterstützte die dortige Ausstellungseröffnung mit seiner Werkstattgeschichte und lernte dabei den Landrat, Herrn Tylsch, persönlich kennen.
Sie hören die Geschichte von Paul Appel vorgelesen von Christian Tylsch.
Herr Tylsch ist seit 2021 Landrat des Landkreises Wittenberg. Im Zeitraum vom 23. September – 11. Oktober 2024 war „Mit vielen Augen – Die Ausstellung“ in den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung in Wittenberg zu sehen. Herr Appel unterstützte die dortige Ausstellungseröffnung mit seiner Werkstattgeschichte und lernte dabei den Landrat, Herrn Tylsch, persönlich kennen.
„Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen." – Pearl S. Buck –
Hier klicken und den Text in Einfacher Sprache lesen
Hochkonzentriert sitzt Paul Appel an seinem Arbeitsplatz in einer Werkstatt der Diakoniegesellschaft Wohnen und Arbeiten mbH (DGWA) am Standort Dessau-Waldersee und zieht Speichen in das Rad für ein Kinderfahrrad ein. „Das macht er sehr gut“, sagt Sebastian Bischoff vom Sozialdienst der DGWA. Auch beim Zählen von Angelködern macht er keine Fehler. Ebenso beim Sortieren oder Einpacken. Seit dem Ende seiner Schulzeit arbeitet der Paul Appel (Jahrgang 2001) in der Werkstatt der DGWA und fühlt sich pudelwohl. Pudelwohl? Das ist eher untertrieben, denn der junge Mann lebt nicht nur seinen Job, sondern er lebt Werkstatt: Morgens ist er der Erste, der am Platz sitzt. Nachmittags steigt er als Letzter in den Bus vom Fahrdienst ein, der ihn zu seinen Eltern im Stadtteil Kochstedt fährt: „Ich wäre gern Kranführer geworden oder im Lkw durch die Nacht gefahren“, sprudelt es aus ihm heraus, „weil ich das bestimmt könnte. Ich wüsste schon, wie man so ein Teil steuert, es steht ja alles in der Bedienungsanleitung. Doch meine Arbeit in der Werkstatt ist auch klasse.“ Paul Appel ist ein junger Mann mit Behinderung, hat geistige Einschränkungen. Das hindert ihn aber nicht daran, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und viel für sich zu tun. Langeweile kennt er nicht – im Gegenteil, Paul hat immer etwas zu tun. Hier einige Beispiele: Seit 2015 geht er einmal in der Woche zum Keyboardunterricht: „Ich habe gerade ein neues Instrument bekommen.“ Am liebsten spielt Paul nicht nach Gehör, sondern nach Noten. Die hat er gelernt. Mittlerweile spielt er Country- und Popmusik und wie er sagt „auch ein bisschen Rock.“ Hip-Hop oder Rap hört er zwar sehr gerne, „aber so weit bin ich noch nicht.“ Dann geht Paul regelmäßig schwimmen – in die Stadtschwimmhalle. Ein Angebot der DGWA, das während der Arbeitszeit ermöglicht wird. Nach der Arbeit sitzt Paul im Deutschkurs, büffelt Grammatik und Rechtschreibung. Das fällt ihm nicht leicht ebenso wie das Rechnen. Aber er gibt nicht auf.

Zu Hause sitzt Paul des Öfteren vor seiner Playstation und fährt Autorennen. Oder er übt im Wohnzimmer auf seinem Keyboard. So oft es geht, joggt Paul durch seinen Stadtteil oder besucht am Wochenende Veranstaltungen in Dessau-Roßlau. 

An den Wochenenden besuchen Paul und seine Eltern oft Verwandte, die in der Nähe wohnen. „Ab und zu fahren wir auch nach Leipzig zu meinem Bruder. Er arbeitet dort und hat eine Freundin und einen Hund.“ Sehr gern hört Paul auch Radio: Deutschlandfunk Kultur oder MDR-Kultur. Manchmal auch den Deutschlandfunk: „Der sendet meistens nur Nachrichten. Das wird dann langweilig.“ Doch am allerliebsten arbeitet Paul: „Die Werkstatt, die ist für mich wie eine Familie. Jeden Tag siehst Du die Leute wieder, arbeitest mit ihnen zusammen. Das ist ja auch wichtig, denn die Produkte müssen ja verkauft werden.“ 

Sebastian Bischoff (B.A.) sagt: „Paul fühlt sich bei uns sehr gut aufgehoben. Das merken wir unter anderem daran, dass er seine Arbeiten – egal welche – hochmotiviert und konzentriert ausführt. Auch ist Paul immer zu jedermann außergewöhnlich freundlich und höflich, lächelt jeden an – seien "es Kolleg*innen, Kund*innen oder die Mitarbeiter*innen der DGWA. Wenn es möglich wäre, würde Paul auch am Wochenende in die Werkstatt zum Arbeiten kommen. „Es gibt ja Betriebe, die haben am Wochenende geöffnet …“ 35 Tage Urlaub bekommt Paul, woraus er sich nicht viel macht. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass er nicht alle nehmen würde. 

Da die Werkstatt im Sommer für drei Wochen schließt, hat auch Paul Ferien. „Und zwischen Weihnachten und Neujahr, da arbeite ich auch nur selten.“ Wie für viele andere Menschen mit Behinderung sind für Paul feste Strukturen und ein gewohntes Umfeld sehr, sehr wichtig.

Das wurde vor allem zu Beginn der Coronapandemie deutlich: Damals besuchte Paul noch eine Schule, doch als diese geschlossen wurde und er zu Hause bleiben musste, war er „ziemlich schockiert.“ Sein einziger Trost war, dass er vielleicht trotzdem Hausaufgaben aufbekommen würde.

Über eine Stunde haben wir uns mit Paul unterhalten. Es war ein abwechslungsreiches und unbeschwertes Gespräch: Paul hörte genau zu und antwortete höchst konzentriert. Was er dachte und sagte, hatte Hand und Fuß – auch wenn er manchmal vom Thema abkam. Das war aber kein Problem, es zeigte lediglich, dass Paul Appel – wie viele andere junge Leute auch – dabei ist, sein Leben in die Bahn zu lenken, in der er sich wohlfühlt. Das ist nicht nur ein Erfolg der Eltern, sondern auch der Werkstatt der DGWA, in der Paul seine Heimat und seine Zukunft sieht. Auch wenn er sagt: „Man weiß ja nie, wo man eines Tages landet…“
Interview in leichter Sprache
Konzentriert sitzt Paul Appel an seinem Arbeitsplatz in einer Werkstatt der Diakoniegesellschaft Wohnen und Arbeiten in Dessau-Waldersee.

Er zieht Speichen in das Rad für ein Kinderfahrrad ein.
Seit dem Ende seiner Schulzeit arbeitet der junge Mann in dieser Werkstatt.

Er liebt „seine“ Werkstatt.
Morgens ist er der erste am Arbeitsplatz.
Nachmittags der letzte am Bus.
Der fährt ihn zu seinen Eltern nach Kochstedt.

Paul ist geistig behindert.

Paul erzählt: „Ich wäre gern Kranführer geworden oder im Lkw durch die Nacht gefahren, weil ich das bestimmt könnte. Ich wüsste schon, wie man so ein Teil steuert, es steht ja alles in der Bedienungsanleitung. Doch meine Arbeit in der Werkstatt ist auch klasse.“

Nach der Arbeit sitzt Paul im Deutschkurs.
Er lernt Grammatik und Rechtschreibung.
Das fällt ihm nicht leicht.
Aber er gibt nicht auf.

Langeweile kennt der junge Mann nicht. In der Freizeit sitzt Paul gern am Computer und fährt Autorennen. Und er hört gern Radio.

Seit mehreren Jahren geht er einmal in der Woche zum Keyboardunterricht. Die Noten hat er gelernt. Mittlerweile spielt er Country- und Popmusik und auch ein bisschen Rock.

Paul macht gern Sport.
Regelmäßig geht er schwimmen oder joggt durch seinen Stadtteil.

Paul ist viel mit seinen Eltern unterwegs.

Doch am allerliebsten arbeitet er.

„Die Werkstatt ist für mich wie eine Familie. Jeden Tag siehst Du die Leute wieder, arbeitest mit ihnen zusammen. Das ist ja auch wichtig, denn die Produkte müssen ja verkauft werden“ sagt Paul.

Paul ist beliebt. Auch, weil er so fleißig und stets höflich ist.
Wenn es möglich wäre, würde Paul auch am Wochenende in die Werkstatt kommen.
Im Sommer hat Paul für drei Wochen Ferien.
Für Menschen mit Behinderung sind feste Strukturen und ein gewohntes Umfeld sehr wichtig.

Paul Appel ist dabei, sein Leben in die Bahn zu lenken, in der er sich wohlfühlt.
Das ist nicht nur ein Erfolg seiner Eltern, sondern auch der Werkstatt, in der Paul seine Heimat und seine Zukunft sieht.
Auch wenn er sagt: „Man weiß ja nie, wo man eines Tages landet.“